77Lookup – Nudging / Framing

Manipulative Techniken

Nudging

Nudging ist ein Konzept aus der Verhaltensökonomie (menschliches Verhalten in wirtschaftlichen Situationen). Dabei sollen Menschen durch subtile Anstöße oder Hinweise (Nudges) in eine bestimmte Richtung gelenkt werden – eigentlich – ohne ihre Wahlfreiheit einzuschränken.

In der IT-Welt wird Nudging durchaus im positiven Sinne eingesetzt, um die Cybersicherheit zu erhöhen, indem Nutzer zu sicherem Verhalten „geschubst“ werden. Beispiele für positive Nudges in der IT-Sicherheit sind:

  • Standardeinstellungen, die sicher sind (z.B. Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert)
  • Warnhinweise bei unsicheren Aktionen (z.B. vor dem Öffnen einer Datei aus einer unbekannten Quelle)
  • Vereinfachung sicherer Verhaltensweisen (z.B. einfache Passwort-Manager)

Die Werbewirtschaft nutzt Nudging jedoch oft, um Verbraucher zu ungewollten oder unüberlegten Käufen zu drängen, was deren Interessen zuwiderläuft.

Viele Nudges in der Werbung sind für die Verbraucher nicht transparent und werden ohne deren Wissen oder Einwilligung eingesetzt. Dies verletzt das Prinzip der informierten Zustimmung und kann als Manipulation empfunden werden.

Manche Nudges üben starken psychologischen Druck auf Verbraucher aus und schränken so deren freie Entscheidungsfähigkeit ein. Dies steht im Widerspruch zum Prinzip der Wahlfreiheit.

Nudges zielen oft auf kognitive Schwächen und Verzerrungen von Menschen ab, um deren Verhalten zu beeinflussen.

Dementsprechend gibt es ethische Bedenken bei der Anwendung von Nudging durch die Werbewirtschaft. Beispiele hierfür sind:

  • Vorgefertigte Käufe in Online-Shops, die man aktiv abwählen muss (z.B. Versicherungen bei Buchungen)
  • Countdown-Timer, die Druck für schnelle Entscheidungen erzeugen
  • Irreführende Standardoptionen, die den Verbraucher zu teureren Produkten lenken

Framing

Dem Nudging verwandt ist Framing. In der IT-Welt bezieht sich Framing auf die Art und Weise, wie Informationen präsentiert und „gerahmt“ werden, um bestimmte Assoziationen und Interpretationen beim Nutzer hervorzurufen. Beispiele für Framing in der IT sind:

  • Design von Benutzeroberflächen, die bestimmte Aktionen nahelegen (z.B. große „Kaufen“-Buttons)
  • Formulierung von Datenschutz-Hinweisen, die Bedenken minimieren
  • Auswahl und Reihenfolge von Suchergebnissen, die gewisse Perspektiven betonen

Solche Praktiken der Werbewirtschaft werden auch als „Dark Pattern“ bezeichnet, da sie die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher untergraben und auf deren Kosten gehen.

Quellen:
MDR Medien360G – So manipulieren uns Apps
StudySmarter
–  Smartbrand Judith Rabenstein
Wirtschaftsdienste EU
– DAPD Dark Pattern – Arten und Beispiele
Verbraucherzentrale Bundesverband
Stiftung Neue Verantwortung
Europäisches Verbraucherzentrum