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„Flood the zone with shit“

„Flood the zone with shit“ beschreibt eine gezielte Strategie der Desinformation und Manipulation der öffentlichen Meinung. Dabei wird die mediale und digitale Informationslandschaft mit einer überwältigenden Menge an irreführenden, falschen oder irrelevanten Inhalten überflutet, um Verwirrung zu stiften, Diskussionen zu dominieren und kritische Stimmen zu ersticken.

Ursprung und Bedeutung des Begriffs

Der Begriff geht auf Steve Bannon, den ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump, zurück. Er soll einmal gesagt haben:

„The real opposition is the media. And the way to deal with them is to flood the zone with shit.“

Das taktische Ziel der Aussage ist, die Medienlandschaft so mit Informationen zu überladen, dass es für Journalisten, Experten und die Öffentlichkeit nahezu unmöglich wird, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden oder sich auf wesentliche Themen zu konzentrieren.

Mechanismen der Strategie

  • Überflutung mit Informationen: Durch die Verbreitung einer großen Menge an Informationen wird es für alle schwierig, die wichtigen von den unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Dies kann dazu führen, dass wichtige Themen untergehen oder nicht ausreichend beachtet werden.
  • Medienüberlastung: Journalisten und Medienorganisationen haben nur begrenzte Ressourcen. Wenn sie mit einer Flut von Informationen konfrontiert werden, können sie nicht alle gründlich überprüfen. Dies kann dazu führen, dass falsche oder irreführende Informationen ungeprüft verbreitet werden.
  • Desinformation und Halbwahrheiten: Vermischung von Fakten mit Fehlinformationen.
  • Emotionalisierung und Polarisierung: Inhalte werden so gestaltet, dass sie starke emotionale Reaktionen hervorrufen.
  • Ermüdungseffekt: Die ständige Konfrontation mit widersprüchlichen Informationen führt zu einer kognitiven Überlastung und Ermüdung der Empfänger
  • Verwirrung stiften: Wenn viele widersprüchliche oder unklare Informationen verbreitet werden, kann dies zu Verwirrung führen. Menschen wissen dann nicht mehr, was sie glauben sollen, und können leichter manipuliert werden.
  • Ablenkung: Diese Strategie kann auch dazu dienen, von unangenehmen oder kontroversen Themen abzulenken, indem die Aufmerksamkeit auf andere, oft weniger relevante Themen gelenkt wird.
  • Polarisierung: Durch das gezielte Verbreiten von Informationen, die bestimmte Gruppen ansprechen oder provozieren, kann die öffentliche Meinung polarisiert werden. Dies kann dazu führen, dass Menschen sich in ihren Ansichten verhärten und der gesellschaftliche Zusammenhalt leidet.
  • Instrumentalisierung von Social Media & Trollen: Bots und bezahlte Kommentatoren manipulieren Diskussionen.

Die Strategie „flood the zone with …“ wird oft in politischen Kampagnen, aber auch in der Unternehmenskommunikation und im Marketing eingesetzt, um die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen.

Beispiele für „flood the zone with shit“

  • Trump-Regierung: Widersprüchliche und oft falsche Aussagen dominierten die Medien.
  • Russische Desinformationskampagnen: Einflussnahme auf Wahlen durch Fake News.
  • COVID-19-Pandemie: Verbreitung falscher Informationen über Impfungen und Behandlungen.
  • Klimawandel-Debatte: Zweifel am wissenschaftlichen Konsens werden künstlich geschürt.

Warum funktioniert diese Strategie so gut?

  • Informationsüberlastung: Menschen können nur begrenzte Informationen verarbeiten.
  • Bestätigungsfehler: Menschen neigen dazu, Informationen zu glauben, die ihre Ansichten bestätigen.
  • Misstrauen gegenüber Medien: Zweifel an etablierten Nachrichtenquellen wird gezielt gefördert.

Ergänzende Perspektiven

In seinem Buch „Die große Gereiztheit“ analysiert der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen die Dynamiken der digitalen Öffentlichkeit und beschreibt, wie sich durch die fortschreitende Vernetzung eine permanente Erregungsspirale entwickelt. Die Überflutung mit Informationen, Skandalisierung und die ständige Verfügbarkeit von Meinungen führen laut Pörksen zu einer „Empörungsdemokratie“, in der gezielte Desinformation besonders leicht verfängt. Er plädiert für eine neue „redaktionelle Gesellschaft“, in der Bürgerinnen und Bürger mehr Verantwortung für den Informationsfluss übernehmen und Medienkompetenz als gesellschaftliche Notwendigkeit begreifen.

Maren Urner geht in „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang“ auf die psychologischen Effekte der ständigen Negativberichterstattung ein. Sie argumentiert, dass unser Gehirn durch alarmierende Schlagzeilen und negative Nachrichten permanent in einem Stressmodus gehalten wird. Dies führe zu Resignation und dem Gefühl, nichts mehr beeinflussen zu können. Ihre Lösung: ein bewussterer Nachrichtenkonsum und ein Fokus auf lösungsorientierten Journalismus, der nicht nur Probleme aufzeigt, sondern auch Handlungsmöglichkeiten bietet.

Gegenmaßnahmen: Wie kann man sich schützen?

  • Medienkompetenz stärken: Kritische Quellenbewertung und Nutzung von Faktenchecks.
  • Auf Qualität statt Quantität setzen: Verlässliche Quellen bevorzugen.
  • Diskussionen entschärfen: Nicht auf jede Provokation eingehen.
  • Algorithmen und Filterblasen hinterfragen: Unterschiedliche Quellen nutzen.
  • Politische Lösungen fordern: Regulierung von Social Media und Förderung unabhängiger Medien.

Fazit

„Flood the zone with shit“ ist eine gefährliche Desinformationsstrategie, die demokratische Gesellschaften vor große Herausforderungen stellt. Die wirksamste Gegenstrategie ist ein bewusster, kritischer Umgang mit Informationen – kombiniert mit strukturellen Maßnahmen gegen die massenhafte Verbreitung von Desinformation.

Quellen: