Thorsten Stelzner ist in der Kulturlandschaft Deutschlands vielseitig unterwegs, u.a. als Lyriker und Satiriker. Anläßlich der Corona-Pandemie verfasste Stelzner das Gedicht „Gute Nacht, Deutschland“, das seit Ende März in vielen sozialen sowie traditionellen Medien schnell bekannt wurde.
Hier gelangen Sie auf die Präsentation des Gedichts bei YouTube. Wenn Sie den Text lieber lesen möchten:
Gute Nacht, Deutschland
Thorsten Stelzner – Das Corona-Gedicht – für Deutschland
Um Mitternacht – ich liege wach
und denke über vieles nach.
Zuerst kommt mir direkt in den Sinn
dass ich extrem geborgen und ziemlich frei von Sorgen bin.
Obwohl längst Nacht und wirklich spät,
das Licht, es brennt die Heizung geht,
das Wasser läuft, mein Dach ist dicht,
der Regen draußen stört mich nicht.
Das Haus ist ruhig, die Kinder auch
nicht eines krank, kein Hunger im Bauch.
Sind alle fit, satt und gesund,
sie schlafen tief, für Angst kein Grund.
Das ist ein Glück – das größte schier,
wir leben jetzt wir leben hier.
Nur 100 Jahre früher, eventuell auch später,
was taten – täten – Mütter, Väter,
um sich ganz so bewusst zu sein,
es geht uns gut wir hatten Schwein.
Nur 1000 Kilometer, die Richtung fast egal,
da leiden Menschen größte Qual,
da herrscht Verzweiflung, Angst und Not,
da stirbt die Hoffnung, siegt der Tod.
Da fragt sich Mensch: warum, warum nur wir?
Warum herrscht Krieg und Seuche hier?
Warum ist Leben hier so schwer?
Es geht mir schlecht – ich kann nicht mehr!
Um Mitternacht – ich liege wach
und denke über vieles nach.
Als zweites kommt mir in den Sinn,
dass ich ziemlich sicher und auch dankbar bin,
all denen die auch nachts noch tun
was nötig ist – sie tun es nun.
Ich liege hier und schreibe bloß
dieses Gedicht – wie ahnungslos.
Ich weiß genau – ich weiß es nicht,
wie es ist, wenn man zusammenbricht
unter der Last, dem Druck, dem Stress,
der einen nicht mehr ruhen lässt.
Was für ein Glück, das größte hier,
die Menschen, die stets dir und mir
zur Seite stehen und dafür sorgen,
das Licht, es brennt auch noch am Morgen,
das Wasser läuft, die Heizung geht,
egal wie kalt, egal wie spät.
Wir sind versorgt, wir werden satt
und wenn es jemand nötig hat,
dann sind sie da – ob Tag, ob Nacht,
verarzten uns und halten Wacht.
Sie hegen, pflegen und versorgen und
bleiben meist dabei verborgen.
Sie schützen uns zu jeder Zeit,
tun ihren Dienst, sie sind bereit.
Ob es hier raucht, knallt oder brennt,
wenn man am liebsten nur wegrennt,
dann tun sie nicht nur ihre Pflicht,
nein, das ist mehr – das trifft es nicht.
Um Mitternacht, da lag ich wach
und dachte kurz darüber nach,
lasst uns demütig und dankbar sein,
im besten Sinne menschlich sein.
Mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein,
außer doch
das eine noch:
es gibt tatsächlich Menschen hier,
die kloppen sich um Klopapier!
Gute Nacht Deutschland –
schlaf gut, die Welt schaut zu!