Alternative Hardware und Betriebssysteme
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Gliederung
Digitale Systeme – eine Einordnung
Wir sind es gewohnt, auch digitale Systeme über ihre sichtbaren oder greifbaren Geräte zu beschreiben. Ein Smartphone oder ein Laptop werden in ihrer Eigenschaft als Gerät verstanden, obwohl sie in Wirklichkeit aus vielen Komponenten von Hard- und Software bestehen. Selbst abstrakte Begriffe wie Software oder Daten werden oft durch Bilder aus der dinglichen Welt erklärt: Wir „speichern etwas in einem Ordner“, „werfen etwas in den Papierkorb“ oder „legen etwas in die Cloud“ (obwohl die wenigsten wissen, was „die Cloud“ überhaupt sein kann). Solche Begriffsübertragungen sind normal. Wir Menschen neigen dazu, schwer fassbare Konzepte über Metaphern und Analogien verständlich zu machen, um komplexe Vorgänge über vertraute Alltagsbilder zu begreifen.
Für ein besseres Verständnis von digitalen Systemen und ihrer Alternativen ist es jedoch besser, deren verschiedene Funktionen und Orte, an denen sie ihre Wirkung entfalten, etwas differenzierter zu betrachten.
Anwendungssoftware – egal ob sie auf lokal, auf dem eigenen „Gerät“ betrieben wird oder auf zentralen Systemen läuft – ist der Teil der digitalen Welt, mit dem wir unmittelbar arbeiten: Hier werden Daten erfasst, gespeichert, verarbeitet und wieder ausgegeben. Wenn unsere digitale Unversehrtheit verletzt wird, geschieht das meist durch übergriffige Software und Dienste, nicht durch abstrakte Buzzwords* wie „Cloud“, „Algorithmen“, „Big Data“ oder „Künstliche Intelligenz“. Auch bei Hardware-Marken oder Betriebssystemen – und nebenbei erwähnt auch bei Algorithmen – gilt: Sie sind nicht von Natur aus „sicher“ oder „unsicher“ – entscheidend ist, wie sie genutzt und geschützt werden.
* = Die genannten Begriffe sind aus technischer Sicht zweifellos von großer Bedeutung, sie werden jedoch häufig als Modewörter („mehr Eindruck als Inhalt“) verwendet.
Eine weitere grobe Unterteilung finden Sie nachfolgend:
- Algorithmus
Ein Algorithmus ist eine eindeutige, schrittweise Handlungsanweisung zur Lösung eines Problems – oder in diesem Zusammenhang z. B. zur Verarbeitung von Daten. Ohne Algorithmen gäbe es keine digitalen Systeme. Algorithmen können für nützliche, gute oder schädliche Zwecke entwickelt und eingesetzt werden. - Hardware (einschließlich hardwarenaher Software)
Grundlegende physische Geräte wie Prozessor, Speicher, Datenträger und Netzwerkschnittstellen, ergänzt um systemnahe Software (Firmware, BIOS/UEFI, …), die unmittelbar für den Start und die grundlegende Steuerung zuständig ist. - Betriebssystem
Vermittelt zwischen Hardware und Software. Die bekanntesten Betriebssysteme sind z. B. Microsoft Windows, Linux, Apple macOS, Apple iOS, Apple iPadOS und viele andere). Betriebssysteme enthalten auch Softwarekomponenten, die Geräte auf technischer Ebene ansprechbar machen (Treiber / engl.: Driver). - Systemsoftware
Programme, die für den Betrieb und die Verwaltung notwendig sind, aber nicht direkt zur „Anwendung“ gehören – z. B. Dateisystemverwaltung, Sicherungs- und Verwaltungswerkzeuge oder Virtualisierungsumgebungen. - Anwendungssoftware / Apps
Programme, mit denen Nutzer ihre eigentlichen Aufgaben erledigen: Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Bildbearbeitung, Browser, Kommunikationssoftware usw. Anwendungssoftware läuft grundsätzlich nur auf dem Betriebssystem, für das sie erstellt wurde. Anwendungssoftware wird oft in verschiedenen Versionen für mehrere Betriebssysteme erstellt. Anwendungssoftware kann sowohl auf den lokalen digitalen Systemen der Anwender, als auch an zentralen Stellen laufen und Dienste über ein Netzwerk zur Verfügung stellen. Anwendungssoftware, egal ob lokal oder auf zentralen Systemen betrieben, ist die digitale Komponente, mit der bzw. die Daten erfasst, gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. - Daten
Inhalte, die durch den Nutzer erstellt, verarbeitet oder gespeichert werden. Sie können lokal oder verteilt vorliegen. Fragen der Portabilität, des Formats und der Sicherheit sind hier entscheidend. - Internetdienste
Angebote und Plattformen, die über das Netz genutzt werden – E-Mail-Dienste, Multimediaangebote (Filme, Serien, Musik, Hörbücher, …), soziale Netzwerke, …. bis hin zu (den traditionellen) Online-Speichern.
Der Begriff „Cloud-Dienste“ wird oft allein für „Online-Speicher“ verwendet. Tatsächlich handelt es sich bei Clouds aber im Kern um Geschäftsmodelle, bei denen – stark verallgemeinernd ausgedrückt – auf entfernten digitalen Systemen verschiedene Dienste (nicht nur Speicherplatz, sondern auch Funktionen von Anwendungssoftware) bereitgestellt werden.
An anderen Stellen finden Sie eventuell eine andere Unterteilung, die im wesentlichen jedoch keine anderen Feststellungen trifft.
Alternative Anbieter von Hardware
Anbietern alternativer Hardware fällt es im Grunde immer schwer, bei den Großkonzernen der Digitalwirtschaft hinsichtlich Preis, Technik und Bedienungskomfort mitzuhalten. Oft erhält man für den Preis von Hardware der technischen „Oberklasse“ solche aus der oberen Mittelklasse. Es gehört ein ordentliches Maß an gutem Willen dazu, bei der Beurteilung der Preiswürdigkeit Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit, des fairen Wettbewerbs oder von Bürgerrechten (Wahlfreiheit oder Datenschutz) zu berücksichtigen.
Es gibt trotzdem genügend Gründe, auch bei der Hardwareauswahl auf alternative Anbieter zu setzen. Dazu zählen
- Preis-Leistungs-Verhältnis – Weniger bekannte Hersteller bieten zuweilen ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als die großen Marken. Durch geringere Marketingkosten und Gewinnspannen können sie ihre Produkte günstiger anbieten.
- Spezialanforderungen – Manche Hersteller haben sich auf bestimmte Nischen oder Spezialanforderungen spezialisiert, die von Mainstream-Herstellern vernachlässigt werden. Hier können alternative Anbieter die bessere Wahl sein.
- Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit – Einige kleinere Hersteller setzen auf ein modulares, reparaturfreundliches Design, das Aufrüsten und Reparaturen erleichtert. Dies kann die Lebensdauer der Hardware verlängern.
- Individualisierung – Alternative Hersteller ermöglichen oft mehr Konfigurationsmöglichkeiten, um die Hardware an die individuellen Bedürfnisse anzupassen.
- Unabhängigkeit – Durch die Nutzung alternativer Hersteller kann man sich von Monopolstellungen großer Marken unabhängig machen und hat mehr Auswahl.
- Ökologie / Umweltschutz – Zur Herstellung von elektronischen Bauelementen werden bestimmte Mineralien, auch „seltene Erden“ genannt, benötigt. Diese werden oft in Schwellenländern durch Kinderarbeit oder unter anderen, teils menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen. Die Demokratische Republik Kongo wirft aktuell Apple vor, Rohstoffe illegal ausgebeutet zu haben.
- Nachhaltigkeit – Manche kleinere Anbieter legen mehr Wert auf Umweltaspekte wie Energieeffizienz, Recyclingfähigkeit und lange Produktlebenszyklen.
Ohne bestimmte Produkte ausdrücklich bevorzugen zu wollen, können unter den Gesichtspunkten der Förderung europäischer Anbieter oder solchen, die besonderen Wert auf alternative Betriebssysteme, Betriebskonzepte, Schutz der Privatsphäre und Nachhaltigkeit legen, nachfolgende Quellen genannt werden. Sie werden beispielhaft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Bevorzugung eines Anbieters aufgeführt; für die Inhalte sind allein die Anbieter verantwortlich):
Smartphones / Tablets
| FAIRPHONE | Modulare, reparaturfreundliche Smartphones; veröffentlicht quelloffene Komponenten und ermöglicht alternative OS-Wege (z. B. Fairphone-Open / Kooperationen). |
| Murena | Smartphones mit /e/OS („de-Googled“ Android): standardmäßig ohne Datentransfers an Google, App-Lounge und Datenschutz-Funktionen ab Werk. |
| SHIFT | Deutscher Hersteller modularer, gut reparierbarer Geräte (z. B. SHIFTphone); Nachhaltigkeit und Langlebigkeit als Produktprinzip. |
| Volla | Volla-Phones mit Volla OS (Android ohne Google) oder Ubuntu Touch; teils Multi-Boot-Option für beide Systeme. |
Hinweise, Tipps und Hilfen zur Installation von Android-Alternativen:
| golem.de | Praxisartikel zum Umstieg auf alternatives Android – inklusive Datensicherung, Installation und Hinweisen zum Tracking-Schutz. |
| Handyhase.de | Überblick zu Android-Alternativen (u. a. Fairphone, Volla, PinePhone) und zugehörigen App-Quellen sowie Installationshinweisen. |
| stern.de | Artikel zu Linux-/Android-Alternativen wie Ubuntu Touch und GrapheneOS – Zielgruppen, Geräte-Einschränkungen und Installationshinweise. |
Laptops / Desktops
AfB social & green IT
AfB social & green IT ist nach eigenen Angaben „Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen und darauf spezialisiert, gebrauchte Business-IT zu übernehmen, zertifiziert zu löschen, aufzuarbeiten und wieder zu vermarkten“. Nicht mehr vermarktbare Geräte würden zerlegt und fachgerecht recycelt. Dies schone die Umwelt und spare wertvolle Ressourcen ein. AfB steht für „Arbeit für Menschen mit Behinderung“. Alle Prozessschritte sind barrierefrei, bei AfB arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.
TUXEDO Computers
TUXEDO Computers ist ein deutscher Anbieter, der individuell konfigurierbare Notebooks und Desktop-PCs mit vorinstallierten Linux-Systemen (z. B. TUXEDO OS oder andere Distributionen; vollständig auf die Hardware angepasst) anbietet. Nachhaltigkeit zeigt sich u. a. durch langfristig nutzbare, gut konfigurier- und wartbare Hardware sowie den Wegfall unnötiger Lizenzkosten—ökologisch wie ökonomisch ein Vorteil. Der Support erfolgt direkt aus Deutschland (deutsch/englisch) mit Service für Europa; durch den Firmensitz in der EU gelten deutsches Recht und die DSGVO.
Die Geräte des US-amerikanischen Anbieters können bei der Bestellung individuell bestückt werden. Die meisten Komponenten sind von den Nutzern selbst austauschbar. Dazu sind keine besonderen Fähigkeiten erforderlich. Als Werkzeug wird nach Angaben des Herstellers lediglich ein Schraubendreher benötigt.
Einen ähnlichen Ansatz wie Framework scheint DELL Technologies zu planen. Das Vorhaben befindet sich aber noch in Entwicklung. Die Angaben auf der Webseite des Unternehmens stammen aus dem Jahr 2022
An- und Verkaufsdienste für gebrauchte Hardware
Es gibt eine Vielzahl solcher Anbieter. Einen gewissen Überblick verschafft die Webseite handyverkauf.net. Eine Übersicht zu Alternativen Mobilgeräten finden Sie unter anderem auf diesen Webseiten:
Alternative Betriebssysteme
Betriebssysteme wie Microsoft Windows, Apple macOS, Google ChromeOS, Android sowie Apple iOS/iPadOS haben die digitale Welt geprägt. Sie waren und sind die Grundlage für technologische Innovation, wirtschaftliche Entwicklung und die gesellschaftliche Verbreitung von Computern und mobilen Geräten. Ohne diese Plattformen wäre die heutige Informationsgesellschaft nicht denkbar. Sie haben Millionen von Menschen den Zugang zur digitalen Welt eröffnet, Arbeitsprozesse vereinfacht und völlig neue Branchen entstehen lassen.
Doch die Dominanz der wenigen Großkonzerne hat längst ihre Schattenseiten gezeigt. Manche Hersteller nutzen ihre Marktmacht, indem sie bewusst Inkompatibilitäten schaffen – sei es in den Benutzeroberflächen, den Dateiformaten oder durch technische Einschränkungen. So erschwert etwa Apple den Einsatz alternativer Produkte und bindet seine Nutzer eng an eigene Ökosysteme – was bereits zum Erlass von Strafzahlungen durch die Europäische Union geführt hat. Google und zunehmend auch Microsoft setzen auf Geschäftsmodelle, die viel zu weitgehend auf der Auswertung persönlicher Daten beruhen. Damit werden digitale Souveränität und Wahlfreiheit eingeschränkt.
Es gibt aber auch positive Ansätze der Integration: Windows erlaubt mit dem Windows Subsystem for Linux (WSL) die parallele Nutzung von Linux-Umgebungen. Android-Apps lassen sich inzwischen auf Windows-PCs ausführen, und Linux-Systeme können mit Windows und macOS in dualen Umgebungen betrieben werden.
Alternative Desktop-Betriebssysteme
- Linux: in zahlreichen Distributionen verfügbar, anpassbar und quelloffen; die wichtigste Alternative im Bereich Desktop- und Server-Betriebssysteme (mehr siehe unten)
- BSD-Derivate (z. B. FreeBSD, OpenBSD, NetBSD): technisch stabil und sicherheitsorientiert, vor allem im Serverbereich und für spezielle Anwendungen verbreitet.
- Haiku OS: ein moderner Nachfolger des früheren BeOS, mit dem Ziel einer besonders schnellen und klaren Desktop-Umgebung.
- ReactOS: ein experimentelles Open-Source-System, das Windows-kompatibel sein möchte; für den produktiven Einsatz noch nicht stabil, aber konzeptionell interessant.
Alternative Betriebssysteme für Mobilgeräte
- AOSP (Android Open Source Project): die quelloffene Grundlage von Android, ohne die Google-Dienste, die sonst standardmäßig eingebunden sind.
- /e/OS (Murena): ein auf AOSP basierendes System mit dem Anspruch, Google-frei zu sein, inklusive eigenem App-Store und Cloud-Diensten.
- GrapheneOS: sicherheits- und datenschutzoptimiertes Android-Derivat, besonders geeignet für sicherheitsbewusste Nutzer (aktuell nur für bestimmte Pixel-Smartphones).
- LineageOS: Community-getragenes Projekt, das zahlreiche ältere Smartphones weiter nutzbar macht, mit optionaler Installation ohne Google-Dienste.
- postmarketOS: auf Alpine Linux basierend, für mobile Geräte entwickelt, experimentell, aber mit langfristigem Ziel einer Linux-basierten Smartphone-Plattform.
- Ubuntu Touch (UBports): setzt auf eine einheitliche Oberfläche für Smartphone, Tablet und Desktop, wird jedoch nur auf ausgewählten Geräten unterstützt.
Linux entdecken
Distributionen, Derivate, Oberflächen, Paketmanager, …. – Wer von Windows auf Linux wechseln möchte, stößt schnell auf bislang völlig unbekannte Begriffe.
Distribution / Derivate
Eine Distribution (oft kurz „Distro“ genannt) ist eine vollständige Zusammenstellung von Linux-Kern, Benutzeroberfläche, Programmen und Verwaltungstools. Beispiele sind Debian, Fedora oder openSUSE. Ein Derivat ist eine Abwandlung einer bestehenden Distribution – etwa Linux Mint, das auf Ubuntu basiert, aber eigene Voreinstellungen und Oberflächen bietet.
Die Vielfalt der Distributionen bedeutet nicht, dass jede völlig anders ist. Unterschiede liegen zum Beispiel in der Benutzerfreundlichkeit für Linux-Einsteiger, Stabilität, Aktualität, Softwareverteilung der Oberflächengestaltung oder bei den Zielgruppen (Entwickler, Unternehmen, …). Einen praktischen Einstieg und eine Hilfestellung bei der Auswahl bietet distrochooser.de. Verschiedene Distributionen lassen sich zudem direkt im Browser testen, zum Beispiel über DistroSea.
Außerdem lassen sich fast alle Linux-Distributionen zunächst als „Live-System“ testen. Dabei wird der Rechner von einem entsprechend vorbereiteten Datenträger mit Linux gestartet („gebooted“). Linux wird jedoch nicht auf dem Rechner installiert und die vorhandene Betriebssysteminstallation bleibt ebenso wie die Daten völlig unangetastet. Eine Erläuterung finden Sie im letzten Abschnitt dieser Seite.
Oberflächen
Ein weiterer Aspekt sind die Benutzeroberflächen der Desktopumgebungen. Sie bestimmen, wie Menüs, Fenster und Symbole aussehen und wie die Bedienung funktioniert. Bekannte Oberflächen sind Gnome (eher modern, reduziert), KDE Plasma (flexibel, stark anpassbar), Cinnamon (klassisches Startmenü, an Windows angelehnt) oder Xfce (ressourcenschonend).
Softwareverteilung
Auf Linux-Systemen wird Software (für Anwendungen und andere Zwecke) grundsätzlich anders bezogen, als unter den Desktopbetriebssystemen Microsoft Windows oder Apple macOS. Es ist zwar auch unter Linux möglich, Software von einer Quelle über das Internet herunterzuladen und zu installieren. Dies birgt jedoch auch große Gefahren hinsichtlich der Sicherheit.
Der übliche Bezug von Software unter Linux gleicht eher dem auf Mobilgeräten. Dort holen Sie Apps meist aus einem zentralen App‑Store, auf dem Angebote kuratiert (redaktionell geprüft, beschrieben und sinnvoll eingeordnet) und automatisch aktualisiert werden. Auch unter Windows, erst recht aber unter Linux gibt es ein ähnliches Prinzip: Programme kommen aus zentralen Paketquellen (Repositories), und ein Paketmanager installiert, aktualisiert und entfernt sie für Sie. Das spart Zeit, reduziert die Gefahr von Fehlbedienungen und sorgt für verlässliche Updates aus bekannten Quellen.
Bei den verschiedenen Linux-Distributionen gibt es allerdings einige Unterschiede bei der Softwareverteilung, bei Softwarebibliotheken oder Verzeichnisstrukturen. In der Praxis wirken sich diese Unterschiede jedoch selten spürbar negativ aus. Größere, bekannte und häufig genutzte Anwendungen werden oft für verschiedene Paketmanager angeboten (sofern sie nicht schon standardmäßig in die Betriebssysteminstallation eingebunden sind). Als Beispiel können Sie sich hier die Optionen zur Installation von LibreOffice unter verschiedenen Paketmanagern anschauen.
Eine allgemeine Anleitung, wie Sie Software aus Repositories verschiedenen Linux-Distributionen, aber auch unter Microsoft Windows, herunterladen können, finden Sie hier auf einer besonderen Seite.
Kritische Aspekte
Ubuntu gilt als einsteigerfreundlich und weit verbreitet, stand aber mehrfach in der Kritik, weil bei oder nach der Installation Optionen aktiviert waren, die Daten an externe Server übermitteln. Zwar lassen sich diese Funktionen deaktivieren, wer besonderen Wert auf Privatsphäre legt, sollte sich dieser Aspekte bewusst sein.
Die von Ubuntu abgeleiteten Derivate, wie z. B. das sehr beliebte Linux Mint, gelten dagegen als unproblematisch hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre.
Übersicht bekannter Distributionen
- Debian: sehr stabil, Grundlage vieler anderer Systeme, mit freier Software als Kernprinzip.
- Ubuntu: benutzerfreundlich, große Gemeinschaft, aber mit kritischen Aspekten bei der Voreinstellung zur Datenerfassung.
- Linux Mint: stark an Windows angelehnt, besonders für Einsteiger geeignet, basiert auf Ubuntu.
- Fedora: technisch aktuell, von Red Hat unterstützt, schneller Zugang zu neuen Entwicklungen.
- openSUSE: in Deutschland weit verbreitet, flexibel (Leap = stabil, Tumbleweed = rolling release).
Hilfen bei der Auswahl von Linux-Distributionen
- Kuketz-Blog Empfehlungsecke – praxisnahe Einschätzungen zu Distributionen aus Sicht von Datenschutz und Sicherheit
- distrochooser.de – Fragt vorgesehene Einsatzzwecke und Vorlieben ab und gibt darauf basierend Empfehlungen für bestimmte Linux-Distributionen
- distrosea.com – Hier können verschiedene Linux-Distributionen online – ohne Installation auf dem eigenen Rechner – getestet werden
- DistroWatch.com – Vergleich vieler Linux-Distributionen nach den wichtigsten Eigenschaften; tlw. englisch und deutsch
- Tuxedo Computers – Vergleich der bekanntesten Linux-Distributionen
Weiterführende Informationen liefert auch der Wikipedia-Artikel zu Linux.
Linux-Live-System erstellen und nutzen
Mit einem Linux‑Live‑System können Sie Linux gefahrlos testen, Fehler diagnostizieren oder Daten sichern – ohne Ihre bestehende Installation zu verändern. Diese Anleitung führt Sie Schritt für Schritt durch Download, Verifikation, Erstellung eines startfähigen USB‑Sticks und den Start („Boot“) vom Stick am Beispiel der beliebten Distribution Linux Mint. Zusätzlich erhalten Sie kompakte Erklärungen zu ISO‑Dateien, Secure Boot und häufigen Problemen.
Eine kurze Anleitung können sie nachfolgend lesen oder hier als PDF herunterladen.
Voraussetzungen schaffen
- Ein USB‑Stick mit mindestens 8 GB (besser 16 GB).
- Ein PC oder Notebook, auf dem Sie vom USB‑Stick starten dürfen (Boot‑Menü/UEFI‑Zugang).
- Eine stabile Internetverbindung für den ISO‑Download.
- Für die Erstellung unter Linux Mint: Bordmittel („USB Image Writer“) oder balenaEtcher (AppImage).
- Für die Erstellung unter Windows (optional): Rufus (Portable‑Version möglich).
Kurz erklärt: ISO‑Datei & Live‑System
Eine ISO‑Datei ist ein 1‑zu‑1‑Abbild eines Installationsdatenträgers (z. B. DVD). Sie kopieren diese Datei nicht einfach auf den USB‑Stick, sondern schreiben sie als Abbild. Erst dadurch wird der Stick bootfähig. Beispiel: „linuxmint‑22.1‑cinnamon‑64bit.iso“.
Ein Live‑System startet direkt vom USB‑Stick in den Arbeitsspeicher (RAM). Standardmäßig bleiben Ihre Änderungen nach einem Neustart nicht erhalten. Das ist ideal zum Testen und Reparieren, ohne vorhandene Daten oder Systeme anzurühren.
Schritt 1: Linux‑Mint‑ISO laden und verifizieren
- Downloadquelle – Öffnen Sie die offizielle Download‑Seite von Linux Mint und wählen Sie Edition (z. B. Cinnamon) sowie Architektur (meist 64‑Bit) – https://linuxmint.com/download.php
- Download – Laden Sie die ISO‑Datei herunter. Notieren Sie sich den Speicherort.
- Integrität prüfen (empfohlen)- Öffnen Sie unter Windows die Kommandozeile (cmd.exe) und vergleichen Sie die offiziell veröffentlichte Prüfsumme mit der Ausgabe des Befehls: „certutil -hashfile C:\Pfad\zu\linuxmint.iso SHA256“ (weitere Möglichkeiten mit PowerShell))
Schritt 2: USB‑Stick erstellen – drei Wege
Unter Linux Mint sind die Bordmittel am einfachsten – natürlich nur, wenn Sie bereits Zugriff auf ein laufendes Linux-Mint-System haben. Unter Windows bieten sich balenaEtcher (Linux/Windows/macOS) oder Rufus (nur unter Windows; auch als portable Installation möglich) an.
Variante A (Linux Mint): USB Image Writer („Mintstick“)
- Starten Sie den „USB Image Writer“ (Menü → Zubehör → USB Image Writer).
- Wählen Sie die ISO‑Datei („Quelle“) und Ihren USB‑Stick („Ziel“).
- Klicken Sie auf „Write“. Der Stick wird vollständig überschrieben und bootfähig gemacht.
Variante B (Linux/macOS/Windows): balenaEtcher
- Laden Sie balenaEtcher als AppImage für Linux herunter und machen Sie es ausführbar (Rechtsklick → Eigenschaften → Zugriffsrechte → „Datei als Programm ausführen“).
- Starten Sie Etcher und klicken Sie auf „Flash from file“, wählen Sie die ISO.
- Wählen Sie „Select target“ und markieren Sie den richtigen USB‑Stick.
- Klicken Sie auf „Flash“. Der Stick wird erstellt.
Variante C (Windows): Rufus (portable)
- Stecken Sie den USB‑Stick an und starten Sie Rufus (Portable möglich, keine Installation nötig).
- Wählen Sie bei „Gerät“ Ihren USB‑Stick und bei „Startauswahl“ die ISO‑Datei.
- Partitionsschema: Für moderne UEFI‑Geräte in der Regel „GPT“. Zielsystem: „UEFI (ohne CSM)“.
- Klicken Sie auf „Start“ und folgen Sie den Hinweisen. Achtung: Der Stick wird vollständig überschrieben.
Schritt 3: Vom USB‑Stick booten
- Lassen Sie den USB‑Stick eingesteckt und starten Sie den Rechner neu
- Öffnen Sie das Boot‑Menü (oft F12, Esc, F8, F10 oder Del – je nach Hersteller) und wählen Sie den USB‑Stick als Startgerät.
- Falls der Stick nicht angeboten wird: Gehen Sie ins UEFI/„BIOS“, aktivieren Sie USB‑Boot und stellen Sie die Bootreihenfolge so ein, dass USB vor der internen Festplatte steht.
- Bei einer „Secure Boot“-Meldung: Aktualisieren Sie nach Möglichkeit die Firmware oder deaktivieren Sie Secure Boot vorübergehend. Aktivieren Sie es nach dem Test wieder.
Schritt 4: Live‑System nutzen – ohne etwas zu verändern
- Wählen Sie im Startmenü des Sticks „Start Linux Mint“ oder „Try without installing“.
- Sie landen auf dem Mint‑Desktop und können Internet, Programme und System testen, ohne Ihre Festplatte zu verändern.
- Möchten Sie dauerhaft umsteigen, starten Sie später die Installation über das Desktop‑Symbol. Erst dann werden Änderungen auf der Festplatte vorgenommen.
Troubleshooting (kurz & praxisnah)
- USB‑Stick erscheint nicht im Boot‑Menü: Anderen USB‑Port testen (USB‑A statt USB‑C), anderen Stick verwenden, USB‑Boot im UEFI aktivieren, Firmware aktualisieren.
- Schwarzer Bildschirm oder Abbruch beim Start: Prüfsumme der ISO prüfen, Stick neu schreiben, im Bootmenü „Compatibility Mode“ oder Startparameter wie „nomodeset“ testen.
- Secure‑Boot‑Fehler: Firmware/UEFI aktualisieren oder Secure Boot vorübergehend deaktivieren; nach erfolgreichem Test wieder aktivieren.
- WLAN fehlt oder Tastatur‑Layout passt nicht: Im Live‑System Treiber/Netzwerkoptionen prüfen und das gewünschte Tastaturlayout einstellen (Systemeinstellungen → Tastatur).
- Uhrzeit falsch: Zeitzone in den Systemeinstellungen setzen oder Internetzeit aktivieren.
FAQ – häufige Fragen
- Verändert der Live‑Betrieb meine Festplatte? Nein. Solange Sie nicht die Installation starten, arbeitet das System im RAM und nimmt keine Änderungen an Ihren Laufwerken vor.
- Kann ich Dateien speichern? Ja, auf andere Datenträger (z. B. externe Festplatte). Ohne Persistenz gehen Änderungen auf dem Live‑Stick nach einem Neustart verloren.
- Was ist der Unterschied zwischen UEFI und BIOS? UEFI ist der moderne Firmware‑Standard, der das klassische BIOS ablöst. Viele Geräte nutzen UEFI mit Secure Boot, was zusätzliche Schutzmechanismen bietet.
- Welche Taste öffnet das Boot‑Menü? Das ist je nach Hersteller unterschiedlich (häufig F12, Esc, F8, F10 oder Del). Achten Sie auf Bildschirmhinweise beim Einschalten.